Biokinematik - Die Alternative bei Rückenschmerzen und anderen Beschwerden

Viele Beschwerden an unserem Bewegungsapparat sind auf verkürzte Muskeln zurückzuführen. Mit biokinematischen Übungen kann man diese gezielt auf Länge trainieren. Dies geschieht, in dem man im maximal möglichen Bewegungsradius verharrt und gleichzeitig den Muskel bzw. die ganzen Muskelketten und –schlingen aktiviert.

  • Den Lenden- und Darmbeinmuskel (umgangssprachlich auch als Hüftbeuger bezeichnet), m. iliopsoas, auf Länge traineren.
    Bei Rückenproblemen (Diskushernie, Bandscheibenvorfall und Hexenschuss) z.B. liegt die Ursache aufgrund der heute sehr häufig einseitigen Bewegungs- bzw. „Sitzmuster“ an Muskeldysbalancen – fast immer am verkürzten Lenden-Darmbeinmuskel (lateinisch m. iliopsoas, der sich aus m. iliacus und m. psoas major zusammensetzt). Dieser hat in erster Linie die Funktion der Beugung des Hüftgelenks und der Wirbelsäule. Dass bei Rückenpatienten fast immer der m. iliopsoas signifikant verkürzt ist, ist Therapeuten und Ärzten hinläufig bekannt. Trotzdem wird oft nur an der schmerzenden Stelle, meist im Lendenwirbelsäulenbereich therapiert und behandelt, was wenn überhaupt, nur kurzfristig eine Linderung bringt.
     
  • Klassische Rumpfbeugen verstärken oft die Rückenprobleme
    Die klassischen Rumpfbeugen auf dem Boden, die zwar die Stabilisation im unteren Rücken begünstigen, bewirken gleichzeitig eine weitere Verkürzung der Hüftbeugemuskulatur und verstärken die Beschwerden meist zusätzlich. Es gibt jedoch trotzdem Menschen, denen die Rumpfbeugen gegen ihre vermeintlichen „Rückenbeschwerden“ helfen. Gemäss meiner Erfahrung sind das jedoch tendenziell Leute, die nicht regelmässig mindestens 1x pro Woche Sport betreiben und sich auch nicht im Alltag ausreichend bewegen und dabei das Glück haben, eine relativ flexible Hüftbeugemuskulatur zu besitzen und damit genügend Bewegungsreserve zu haben. Im Klartext heisst das, dass sie nur Rückenprobleme haben, weil ihr Rumpfbereich eine ungenügend ausgebildete Stützmuskulatur aufweist. Dieser Fall kommt jedoch wesentlich seltener vor. Die Position der Rumpfbeuge ist analog zu unserer Sitzposition, welche wir in der heutigen Zeit viel zu häufig und zu lange einnehmen – bei der Arbeit am Computer, an Sitzungen, in Schulungen und Weiterbildungen, am Esstisch, vor dem Fernseher, im Bus, Zug, Auto oder Flugzeug und damit die Rückenprobleme provozieren und begünstigen. Deshalb macht es Sinn, den Lenden- Darmbeinmuskel mittels der Biokinematik auf Länge zu trainieren. Idealerweise versucht man die Sitzdauer zu verringern, in dem man z.B. anstatt sitzend, stehend bzw. bewegt arbeitet:
    https://vimeo.com/manage/videos/407696955
    bewegterarbeitsplatz.ch
    www.sportcoaching.ch/spezialangebote/spezielle-produkte/kybun-matte/
    www.sportcoaching.ch/spezialangebote/desky/
    www.sportcoaching.ch/spezialangebote/spezielle-produkte/
     
  • Die meisten Ärzte sind sich einig, dass die Verkürzung des Lenden-Darmbeinmuskels oft in Zusammenhang mit den Rückenproblemen steht
    Walter Packi, der Erfinder der biokinematischen Übungen und die Ärztegesellschaft sind sich sich einig, dass die Sitzposition eine Zivilisationskrankheit bzw. „Zuvielisation“ ist. Wenn jedoch der richtige Therapieansatz einmal gefunden und der m. iliopsoas behandelt bzw. gedehnt wird, geschieht das meistens leider nur passiv und damit wird die Schmerzfreiheit in der Regel nicht erreicht. Hier setzt die Biokinematik an, sie beinhaltet Übungen, die im maximal möglichen Bewegungsradius (die Physiotherapeuten nennen das Full Range of motion) Muskeln bzw. Muskelketten trainieren. Dies wird bewerkstelligt, indem man im maximal möglichen Bewegungsradius, der meist viel grösser ist als man denkt, verharrt und gleichzeitig den Muskel bzw. die Muskelkette(n) aktiviert.
     
  • Die Tortur über die Schmerzgrenze hinauszugehen zahlt sich nachhaltig aus
    Das Prinzip ist einfach und wissenschaftlich (anatomisch) begründet. Die Ausführung der Übungen bedarf Anleitung und Korrektur einer Fachperson sowie disziplinierten, regelmässigen Training. Entgegen allen andern Therapieformen geht man bei der Biokinematik nicht nur bis zur Schmerzgrenze, sondern darüber hinaus, was physisch und mental – gerade bei akuten Schmerzen –eine Herausforderung darstellt. Wenn man diese Hürde aber meistert, wird sich die Beweglichkeit und damit der Gesundheitszustand Schritt für Schritt verbessern und meist komplette Schmerzfreiheit erlangt. Bis die ganze Muskelkette jedoch wieder voll funktionsfähig ist, können kurzfristig neue bisher unbekannte Schmerzen an andern Stellen auftreten. Trotzdem lohnt sich die Tortur letztlich – denn die Wirkung der Übungen wirken im Gegensatz zu den oft verabreichten Medikamenten nachhaltig. Und sollten die Schmerzen wieder einmal auftreten, was meist nur passiert, weil man die Übungen infolge Schmerzfreiheit vergisst, ist man sein eigener Therapeut und braucht nur wieder regelmässig die Übungen zu machen.
     
  • Funktionell Muskelketten trainieren
    Kaum zu glauben: Die Übung über den Baumstamm (s. Bild) ist meistens die effizienteste Übungen bei Rückenbeschwerden. Denn durch diese Übung wird der verkürzte Lenden- und Darmbeinmuskel, der eine vorgebeugte Haltung bewirkt, wieder verlängert und den Rückenpatienten gelingt es dadurch wieder aufrecht und schmerzfrei stehen zu können. Weil nicht jeder zu Hause einen Baumstamm hat, gibt es auch gute Übungsalternativen ohne Hilfsmittel Rückneigen knieend und stehend (s. Bilder). Bei der Rückneige wird nicht nur die Hüftbeugemuskulatur, sondern die Muskelkette bzw. Muskelschlinge von der Zehe bis zum Nacken aktiv auf Länge trainiert, was funktionell wesentlich und effizienter ist. Denn gewöhnlich aktivieren wir bei all unseren Bewegungen immer mehrere Muskeln gleichzeitig. Diesem Aspekt gilt es im Alltag, im Beruf, in der Rehabilitation und auch im Sport speziell im Spitzensport Rechnung zu tragen – sowohl beim Längentraining (Beweglichkeitstraining) als auch beim Querschnitttraining des Muskels wie z.B. beim Krafttraining. Das ist sowohl zeitsparender sowie auch funktionell wirksamer.
     
  • Eine Übung mit vielen positiven Wirkungen
    Aus diesem Gesichtspunkt ist es nur logisch, dass schon nur diese eine Übung viele Probleme am Bewegungsapparat positiv beeinflussen kann, wie sie das beim Schreiber dieses Berichts tat, der nebst extremen Rückenschmerzen im Lendenwirbelsäulenbereich seit 1990 ausserdem an den Folgen eines Schleudertraumas litt und unzählige Untersuchungen bei Sportärzten, Orthopäden, Schmerzspezialisten, Neurologen usw. im In- und Ausland (darunter auch Dr. Müller-Wohlfahrt, bei dem fast ausschliesslich Weltklasseathleten ein- und ausgehen) und Therapien (Vitalogie, Physio-, Manual-, Osteo-, Magnetfeld-, Myoreflex- und Neuraltherapie, Chiropraktie, Heilpraktik, Feldenkrais, Akupunktur, Alexandertechnik, Kinesiologie, Gyrotonic, Shiatsu usw.) sowie Aufenthalte in Rehakliniken hatte. Mittels der Rückneigeübung der Biokinematik wurde ich komplett schmerzfrei im Lendenwirbelsäulenbereich und belastbar. Gleichzeitig liessen meine Schmerzen im Nackenbereich nach, was für mich anfangs nicht plausibel war – obschon ich ja im Sportbereich drei Berufsabschlüsse besitze, jahrzehntelange Erfahrung als Spitzensportler und Trainer habe und unzählige Übungen für den gesamten Bewegungsapparat kannte! Genauso wenig plausibel war für mich anfangs, dass jemand der Hüftprobleme hat, exakt dieselbe Übung machen sollte. Nach intensivem Nachfragen und einem kurzen Blick auf die Anatomie des Menschen wurde mir langsam klar wieso dem so ist. Die Rückneigeübung trainiert die ganze vordere Muskelkette bzw. –schlinge von der Zehe bis zum Nacken.
     
  • Beweglichkeitstraining vor Krafttraining
    Eine ausreichende Beweglichkeit ist für den Bewegungsapparat ökonomischer und schonender. So beugt man aktiv Verletzungen und gesundheitlichen Problemen vor. Im Sport ist eine gute Beweglichkeit ausserdem Voraussetzung für eine gute Beschleunigung und Übertragung der Kraft. Diesem Umstand gilt es die verdiente Beachtung zu schenken. Ein Speerwerfer, der den Arm im Anlauf der Ausholbewegung weiter nach hinten bringt, wird bei gleicher Kraft den Speer weiter werfen können, weil er einen längeren Weg für die Beschleunigung zur Verfügung hat. Obschon dies einleuchtet wird selbst im Spitzensport meist nur Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Koordination bis zur „Erschöpfung“ trainiert und die Beweglichkeit komplett weggelassen, was sich fatal auswirken kann. In der Rehabilitation, z.B. nach einem Armbruch oder einer Knieverletzung wie z.B. nach einem Kreuzbandriss wird hingegen selbstredend zuerst der volle Bewegungsradius wieder hergestellt, bevor Kraft gebolzt wird. So sollte das auch beim gesunden Menschen oder Sportler praktiziert werden.

    Die Biokinematik ist bei vielen scheinbar nicht therapierbaren, gesundheitlichen Beschwerden wie Rückenproblemen (Diskushernie, Bandscheibenvorfälle, Hexenschuss), Schleudertrauma,Tennisellenbogen, Hallux, Meniskus- und Achillessehnenproblemen, Migräne, Mausarm usw. erfolgreich und nachhaltig einsetzbar.